Wie reagierst Du, wenn Dich etwas ärgert? Zum Beispiel, wenn Dir eine Saftflasche aus den Händen gleitet und die Küche mit einer Mischung aus Glassplittern und roten Spritzern dekoriert. Das ist mir vor ein paar Tagen mit Cranberrysaft passiert. Es sah aus, als hätte in meiner Küche ein Blutbad stattgefunden… (Nicht nur) in solchen Situationen kann positive Sprache ein gutes Hilfsmittel sein.

Ich bin eine große Freundin davon, Gefühle nicht zu unterdrücken. Wenn mir so ein Malheur wie oben beschrieben passiert, kann ich also durchaus kurz mal wie Rumpelstilzchen herumtoben. Dann sind die Stresshormone auch schon wieder gut verwertet und es darf konstruktiv werden. Welche Rolle die positive Sprache dabei spielen kann, schildert Eva Welz von der Blütenfreude Beratungspraxis Welz in diesem Gastartikel.

Wir kennen uns über die Heilpraktikerschule Isolde Richter, wo ich den theoretischen Teil meiner Ausbildung in EFT-basierter Klopfakupressur gemacht habe. Im Sommer habe ich dort online einen Vortrag über Lachyoga gehalten, und Eva war unter den Zuhörern.  Daraus entstand ein sehr schöner und wertschätzender Austausch (hier kannst Du mehr dazu lesen). Jetzt wünsche ich Dir viel Spaß und viele Erkenntnisse mit Evas Beitrag:

 

Positive Sprache oder wie Mehlmotten mich Achtsamkeit lehren

“Ohje, überall sind Mehlmotten. Jetzt kann ich unsere ganzen Vorräte wegschmeißen. So ein Mist!” höre ich mein altes Ich leise sagen, während ich gemeinsam mit meinem Mann Mehl, Zucker, Nudeln und Co. entsorge. “Dann wird mal wieder richtig ausgemistet,” antwortet meine neue positive Stimme. “Du wolltest die Schränke doch sowieso mal wieder von innen putzen,” eine weitere.

Was das ganze mit positiver Sprache zu tun hat? Ganz einfach: Wenn wir genau hinhören, sind in uns fast immer diese beiden Stimmen. Und wir selbst entscheiden, welcher wir Raum geben. Vielleicht hast Du bisher viel mehr auf die Negative gehört und Dich gewundert, dass so viel Negatives in Deinem Leben passiert? Doch wenn Du mal genau hinhörst, kannst Du fast allem Negativen auch etwas Positives abgewinnen.

Das ganze ist eigentlich eher Reframing als positive Sprache, allerdings ist beides sehr ähnlich. Während man beim Reframing einer auf den ersten Blick negativen Sache, wie beispielsweise Mehlmotten, einen neuen Rahmen gibt (daher auch der Begriff: Frame = Rahmen), versuchen wir bei der positiven Sprache negative Wörter von vorne herein zu vermeiden. Dies gelingt, indem bestimmte Wörter aus dem Wortschatz gestrichen werden. Der Einfachheit halber bleibe ich bei der Situation in der Küche:

 

Wie kann ich in dieser Situation positiv mit mir sprechen?

  • Statt “Oh nein, jetzt muss ich alle Schränke putzen!” könnte ich mir zum Beispiel sagen: “So, nun werde ich alle Schränke mal wieder sauber machen. Das hatte ich schon lange vor.” Bemerkst Du den Unterschied? Während ich mich in der ersten Variante dazu zwinge, etwas zu tun (muss), ist es in der zweiten Variante meine freie Entscheidung. Ich bin also wieder Herr der etwas chaotischen Situation in der Küche.
  • Statt “Dann werfe ich jetzt mal schnell alles weg und putze danach noch fix den Boden!” könnte ich mir sagen: “Jetzt sortiere ich in Ruhe meine Lebensmittel aus. Und wenn ich fertig bin, werde ich den Boden putzen.” Auch hier ist es ein großer Unterschied: Während ich mich in der ersten Variante selbst unter Druck setze und dabei vermutlich auch noch unachtsam alles entsorge, obwohl wahrscheinlich noch einiges gut ist, kann ich mir in der zweiten Variante die Zeit nehmen, die ich brauche.

 

Achtsamkeit durch positive Sprache

Positive Sprache hilft uns nicht nur im Umgang mit anderen. Sie fördert in erster Linie einen achtsamen Umgang mit uns selbst. Wir reden besser, freundlicher und liebevoller mit unserem inneren Ich und werden dadurch gelassener. Ein weiteres Beispiel gefällig?

Möglicherweise liege ich abends auf dem Sofa und sage: “Heute habe ich nur die Küche ausgemistet.” (Da ich zu nichts anderem gekommen bin.) Besser wäre auch hier eine achtsame Form: “Heute habe ich alle Lebensmittel aussortiert, Ordnung in der Küche geschaffen und den Mehlmotten den Kampf angesagt. Dabei habe ich es geschafft, das Chaos gelassen hinzunehmen, indem ich mich mit positiven Worten bestärkt habe.”

Auch wenn es anfangs etwas schwer fällt, auf all seine negativen Worte im Umgang mit sich und anderen zu verzichten, ist schon jetzt ein erster Schritt gemacht. Denn ich denke, von nun an wirst auch Du genauer auf Worte wie müssen, schnell oder nur achten. Und allein die Aufmerksamkeit, die wir unserer Sprache entgegenbringen, verändert sie positiv.