Ist das wirklich schlimm?

Die „heiße Zeit“ entspannt und gelassen genießen

Als Gela Löhr (die Betreiberin des Online-Magazins „Lemondays“, bei dem sich alles um das Thema „Wechseljahre“ dreht) mich fragte, ob ich bei ihrer Blogparade zum Thema Meine Wechseljahre und ICH mitmachen wolle, dachte ich: „Klar kann ich dazu was schreiben: Drei Kinder in der Pubertät und ich als ihre Mutter in den Wechseljahren – das ist gerade eine interessante Mischung bei uns zu Hause!“ Zeitweise eine Menge „Dis-Hormonie“, könnte man sagen  😉  Außerdem bin ich ausgebildete Wechseljahres-Beraterin – ich kann also auf mehr als nur meine eigenen Erfahrungen zurückgreifen.

Die Wechseljahre werden ja auch gerne als eine Art zweite Pubertät beschrieben. Während manche Frauen diesen Vergleich unpassend oder gar unverschämt finden und teilweise fast etwas eingeschnappt reagieren, können andere damit viel anfangen. Meiner Erfahrung nach finden die meisten Frauen diese Beschreibung eher amüsant und nachvollziehbar. Aber was genau ist da eigentlich los?

 

Die Phasen der Wechseljahre

Es heißt nicht von ungefähr Wechseljahre. Die Zeit der Hormonumstellung bei uns Frauen erstreckt sich (ganz individuell) über einen Zeitraum von ca. zehn bis zwanzig Jahren:

  • Das Präklimakterium beginnt ungefähr zwischen dem 38. und 45. Lebensjahr. Es macht sich recht leise bemerkbar durch Veränderungen bei der Intensität der Monatsblutungen und der Dauer des Zyklus. Ab jetzt dauert es noch ca. fünf bis zehn Jahre bis zur letzten Regelblutung.
  • In das eigentliche Klimakterium gleiten die meisten Frauen dann zwischen Mitte 40 und Anfang 50. Auch diese Phase dauert einige Jahre und bringt verstärkte oder lang andauernde Monatsblutungen mit sich. Jetzt kann es bei einigen Frauen auch zu den berühmten Hitzewallungen kommen. Diese können durch Stress oder seelische Belastungen ausgelöst oder verstärkt werden.
  • Die Phase von ein bis zwei Jahren vor und nach der Menopause hat noch einmal einen eigenen Namen bekommen: Perimenopause. Nur damit Du es mal gehört hast…
  • Als Menopause wird die allerletzte Regelblutung bezeichnet. Das ist also eine Zeit, die sich nur rückwirkend bestimmen lässt, denn vorher weißt Du ja nie, ob nicht doch noch etwas kommt. Es heißt, wenn Deine letzte Monatsblutung ein Jahr her ist, kannst Du davon ausgehen, dass es Deine Menopause war. Die Durchschnittsfrau ist zu diesem Zeitpunkt 50 Jahre alt. (Etwas verwirrend kann es sein, dass im amerikanischen Sprachraum das Wort „Menopause“ für die Zeit nach der letzten Menstruation benutzt wird. Falls Du also amerikanische Bücher zum Thema gelesen hast und jetzt wegen der Definition irritiert bist, könnte es sich um einen klassischen Übersetzungsfehler handeln.)
  • In der Postmenopause werden innerhalb von vier bis sieben Jahren die letzten hormonellen Umstellungen abgeschlossen.

 

Wechseljahre

Nur Beschwerden in den Wechseljahren?

Wenn Du Dich über diese Phase im Frauenleben informieren möchtest, wirst Du schnell feststellen, dass der Fokus auf den Beschwerden liegt. Du brauchst nur das Wort „Wechseljahre“ in die Suchmaschine eingeben, und schon bekommst Du den Vorschlag „Wechseljahresbeschwerden“. Ein Blick auf die Bedeutung des Wortes „Klimakterium“ verheißt auch nichts Gutes, es kommt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt so viel wie „kritischer Zeitpunkt im Leben“.

Irgendwie kann ich ja auch verstehen, dass die Medien die „Horrorseiten“ dieser Lebensphase so richtig breit auswälzen. Würdest Du eine Zeitschrift wegen des Berichts „Wechseljahre – nix Besonderes“ kaufen? Das Thema muss doch erst einmal richtig aufgebauscht werden, um die mehr oder weniger hilfreichen Tipps dann „an die Frau bringen“ zu können. Dass ca. ein Drittel aller Frauen so gut wie beschwerdefrei durch die Wechseljahre geht, fällt dabei natürlich unter den Tisch.

 

Wechseljahre – ein kulturelles Phänomen

In unserer Gesellschaft herrscht ein sehr hoher Druck auf uns Frauen, am besten immer unter 40 zu bleiben. Von diesem Jugendlichkeitswahn profitieren ganze Wirtschaftszweige enorm. Somit sind auch die Wechseljahre mit all den Geschichten, die darüber kursieren, ein Phänomen unserer Zeit – aber auch unserer Kultur.

In vielen anderen Kulturen, z.B. afrikanischen, asiatischen oder auch bei den Maori in Neuseeland, erlangt die Frau jenseits ihrer fruchtbaren Jahre einen anderen gesellschaftlichen Status, sie wird in einen höheren Rang aufgenommen. Als weise und erfahrene Alte Frauen sind sie hoch angesehen, übernehmen rituelle und politische Aufgaben und bringen sich auf eine neue Weise aktiv in ihre Gesellschaft ein. Obwohl natürlich auch diese Frauen die hormonelle Umstellung erleben, wird sie dort einfach anders bewertet. In Japan zum Beispiel gibt es nicht mal ein Wort für „Hitzewallungen“.

Weisheit der Wechseljahre

Was wird denn gewechselt?

Klar, der Hormonstatus verändert sich. Viele Frauen geben sich damit allein aber nicht zufrieden. Sie entdecken ihre Stärke, ihre Willenskraft. Und aus einem „Wo bleibe ich eigentlich? Das kannn doch nicht alles gewesen sein?“ ergibt sich manchmal noch der eine oder andere zusätzliche Wechsel. Zum Beispiel wilde Wortwechsel. Manchmal ganz dringend notwendiger Tapetenwechsel. Eventuell sogar ein Partnerwechsel. Oft wird auch noch einmal der Beruf gewechselt. Dass der Stoffwechsel beim Wechseln freudig mitmacht, ist nicht immer ein Grund für Freudensprünge… Aber ein Wechsel von Geschmack, Style und (ganz wichtig:) Perspektive kann dem Leben noch einmal eine ganz andere Richtung geben.

Wechseln heißt ja auch immer, dass es danach etwas Neues gibt. Wie verheißungsvoll! Ich verbinde das mit Entwicklung, Verwandlung und Neuanfang. Viele Menschen haben Angst vor Veränderung, und ich gehöre auch nicht unbedingt zu denen, die ständig etwas Neues erleben möchten. Aber wenn ich mich doch ohnehin nicht dagegen wehren kann, gestalte ich lieber aktiv mit. Das ist ein wenig so wie beim Gezeitenwechsel oder beim Wechsel der Jahreszeiten: Es lässt sich nicht aufhalten, aber ich bestimme selbst, ob ich bei Ebbe ans Wasser fahre oder bei Flut. Und ob bzw. wann ich ins Wasser gehe. Ebenso kann ich über trübe Novembertage jammern – oder es mir dann so gemütlich und kuschelig wie möglich machen.

 

Die schönen Seiten der Wechseljahre

Ich sehe diese Phase als eine Zeit, die eine Fülle von Möglichkeiten bietet. Wenn zum Vergleich der Spätsommer-Herbst dafür herangezogen wird, ist es also die Erntezeit! Du bist gereift, kannst auf große Lebenserfahrung zurückblicken und körperlich bist Du fit genug, um alles Mögliche zu erleben. Was für eine Chance! Du kannst Dir Deiner noch nicht gelebten Möglichkeiten bewusst werden und sie ausprobieren. Es ist ja erst die Mitte des Lebens. Welche alten Wünsche kannst Du in Dir wiederentdecken? Wie kannst Du sie ausleben? Und wenn manches davon nicht mehr so möglich sein sollte, wie Du es Dir erträumt hast, welche Anteile davon kannst Du trotzdem noch verwirklichen? Vielleicht auf eine ganz andere Art und Weise als ursprünglich gedacht, und doch erfüllend…

Und bevor Du Dich jetzt von dem Gedanken zurückhalten lässt, dass das alles ja viel zu egoistisch ist, denk bitte darüber nach: Welche Deiner Stärken würdest Du der Welt vorenthalten, wenn Du jetzt wieder im Dornröschenschlaf versinkst? Ist vielleicht die Rolle der Königin doch eher angemessen für Dich? Mit dem, was wir am besten können, bringen wir auch am meisten Gutes in die Welt. Die Beschäftigung damit ist also durchaus sinnstiftend. Viele unterschiedliche Anregungen und Beispiele findest Du in den anderen Artikeln der Blogparade. Im ersten Absatz dieses Beitrags habe ich die Zusammenfassung verlinkt, in der sie alle fortlaufend aufgeführt werden. Der vorangegangene Beitrag von Anna Roth beleuchtet z.B. das Thema Wechseljahre aus astrologischer Sicht – wieder eine neue Facette.

würdevoll in den Wechseljahren

Ganz abgesehen von all den Möglichkeiten, die sich auftun, gibt es auch ganz „handfeste“ Entwicklungen, die mir gefallen: Meine Migräne, die ich jahrzehntelang mit Fasten und Homöopathie nur so einigermaßen im Griff hatte, ist fast vollständig verschwunden. Ich finde es auch ziemlich entspannend, mir keine Gedanken mehr über „Frauenhygieneartikel“ machen zu müssen. (Falls Du jetzt wegen meines Alters stutzig wirst: Ja, ich bin ziemlich früh in die Wechseljahre gekommen. Ein Grund, mich damit eingehender zu beschäftigen, z.B. auch mittels einer Ausbildung zur Wechseljahresberaterin im  Jahr 2017. Zumal mein Arzt mir jahrelang mit Hinweis auf mein „zu geringes“ Alter weismachen wollte, dass das nicht sein könne, er mir aber gerne passende Hormone verschreiben würde.)

Außerdem bin ich einfach viel gelassener geworden. Viele Dinge, über die ich mich früher maßlos aufregen konnte, sind es mir einfach nicht mehr wert, Energie dort hineinzugeben. Die Phase, in der meine Kinder und ich heftig aneinandergeraten sind, ist ca. ein bis zwei Jahre her und war recht kurz. Wenn ich heute ihren Streitereien zuhöre oder meine fast fünfzehnjährige Tochter mir eröffnet, dass sie mich hasst und mich ihr Leben lang hassen wird, entlockt mir das meistens eher ein geseufztes: „Ihr wart mal sooo süß…“ (Das ist übrigens dieselbe Tochter, die mir dann wieder eine „Beste Mama der Welt“-Tasse schenkt 🙂 ) Ich erinnere mich dann an meine eigene Pubertätszeit und bin froh, schon „so alt“ zu sein. Und zum Glück können wir auch immer noch miteinander lachen.

 

Und die Schattenseiten der Wechseljahre?

Selbstverständlich ist nicht immer alles nur rosig. Ganz normales Leben eben. Du stellst körperliche Veränderungen fest, die Dir vielleicht nicht gefallen. Die Kinder werden erwachsen und verlassen das Haus. Dafür fangen die eigenen Eltern eventuell an, bedürftiger zu werden. Womöglich musst Du Dich von einem noch bestehenden Kinderwunsch verabschieden oder Deine Partnerschaft neu definieren. Natürlich können also Schwierigkeiten (bzw. Zitronen 😉 ) auftauchen. Das gilt ja nicht  nur für die Wechseljahre. Es empfiehlt sich also immer, ein wenig vorbereitet zu sein. Zum Beispiel, indem Du Deine Ressourcen kennst. Also die Dinge, aus denen Du im Fall der Fälle Kraft schöpfen kannst. Das kann bestimmte Musik sein, Deine Lieblingsbücher oder -filme, ein besonderes Essen, ein schöner Duft, Dein Hobby, ein Kraftort oder Dein liebstes Kleidungsstück. Vielleicht auch etwas ganz anderes. Hauptsache, es macht Dir Freude und zaubert Dir ein Lächeln ins Gesicht. Welches sind Deine Ressourcen?

Etwas anderes, das sofort entstresst, ist Lachen. Auch und gerade, wenn Dir nicht danach zumute ist. Für solche Situationen verrate ich Dir eine einfache Lachyoga-Übung, mit der Du sogar in der Öffentlichkeit lauthals lachen kannst, ohne allzu sehr aufzufallen: Das Handy-Lachen. Halte Dir einfach ein Handy ans Ohr und gib vor, mit jemandem zu telefonieren, der Dir etwas Lustiges erzählt. Je nach „Lustigkeitsgrad“ kannst Du dabei schmunzeln, grinsen oder auch laut lachen. Probiere es aus, vielleicht schaffst Du es sogar, Menschen mit Deinem Lachen anzustecken.

gemeinsam durch die Wechseljahre

Und bevor die Schatten sich womöglich zu dicken schwarzen Wolken verdichten, hol Dir Hilfe! Der Austausch mit anderen Frauen tut ungemein gut. Sprich sie mal an – Du wirst staunen, wie gerne sich die meisten darauf einlassen, frei berichten und froh sind, das Thema mit ihresgleichen erörtern zu können. Meistens geschieht das sehr humorvoll. Für die „schwereren Fälle“ gibt es viele Heilpraktikerinnen, die sich auf Frauenheilkunde spezialisiert haben und mit sanften Mitteln kraftvollen Beistand leisten können. Frag mich ruhig, ich kenne einige von ihnen und empfehle sie gerne weiter. Seelische Unterstützung findest Du natürlich auch bei mir 🙂

 

Meine Wechseljahres-Bilanz

Alles in allem fällt diese Bilanz für mich positiv aus. Okay, vor allem die körperlichen Veränderungen finde ich nicht unbedingt nur gewinnbringend. Und ich weiß jetzt auch, dass Hitzewallungen definitiv mehr als „ich schwitze halt ein bisschen“ bedeuten. Aber ich habe mir im Laufe meines Lebens angewöhnt, das Glas eher halb voll als halb leer zu sehen. Das ist eine Entscheidung, und die kann jede treffen, auch Du. Um beim Thema Hitzewallungen zu bleiben, hier ein Beispiel: Statt sich zu wünschen, dass das möglichst schnell vorübergehen möge – wie fühlt sich der Gedanke: „Jetzt verbrennt etwas Altes, das ich nicht mehr will!“ für Dich an? (Danke, Brigitta 🙂 )

Ich hoffe sehr, dieser Artikel trägt dazu bei, den Wechseljahren ihren Schrecken zu nehmen. Wenn Du Dich durch die Beiträge der Blogparade liest und auf der Seite Lemondays von Gela Löhr stöberst, wirst Du eine Fülle von Informationen finden, die Mut machen, Dich inspirieren und Dir leuchtende Beispiele zeigen, wie viel Power Frauen in dieser Zeit entwickeln können. Genieße diese Zeit! Und schreib mir gerne in die Kommentare, wie es Dir mit dem Thema Wechseljahre geht. Du weißt ja – Austausch tut uns allen gut 🙂