Lachyoga: toxisch oder gesund?

In letzter Zeit bin ich öfter dem Begriff „toxische Positivität“ begegnet. Es wurde auch der Gedanke geäußert, Lachyoga sei eine Form von Selbstbetrug und womöglich sogar gefährlich. Ich finde diesen Gedanken bemerkenswert. Lass uns dem Ansatz mal nachgehen:

Ist Lachyoga nichts anderes als „gefaktes Fröhlichsein“? Viele Lachyogis verwenden den Ausdruck „fake it until you make it“, was die Aufforderung ist, so zu tun, als würdest Du lachen, bis das Lachen von alleine fließt. Und ja, wir lachen oft „künstlich“. Da fängt es allerdings schon an: Ich nenne es nicht künstliches, sondern absichtliches Lachen. Denn es ist bekannt, dass der Körper auf beides gleich reagiert: Ob wir spontan über einen Witz lachen oder absichtlich ein Lachen in die Welt schicken, macht kaum einen Unterschied, was die körperlichen Auswirkungen angeht.

Dass es so ist, wissen wir aus der Lachforschung. Ja, das Lachen wird tatsächlich wissenschaftlich erforscht, die offizielle Bezeichnung für diesen Bereich lautet Gelotologie. Ich verlinke Dir hier mal eine Seite des Lachverbands (ja, auch so etwas gibt es – das Lachen wird inzwischen von vielen Menschen ernsthaft betrieben und beforscht). Du findest hier eine kurze Beschreibung der noch jungen Wissenschaft der Gelotologie (sie entstand in den 1960er Jahren) sowie eine Sammlung von verschiedenen Untersuchungen und Studien in Bezug auf die positiven Auswirkungen des Lachens.

Da Lachyoga noch bedeutend jünger ist als die Gelotologie (der indische Arzt Dr. Madan Kataria hat die Lachyoga Bewegung 1995 gegründet), wird häufig nicht allein das Lachen erforscht, sondern der Humor. Das ist ein bedeutender Unterschied, denn Humor setzt tatsächlich eine geistige Leistung voraus: Nicht jeder Mensch versteht jeden Witz. (Meine Kinder müssen mir z.B. auch immer mal wieder Witze erklären, die „alte Leute“ nicht begreifen, weil „wir Alten“ bestimmte Wörter anders verwenden als Jugendliche.) Ein Witz lebt auch vom Überraschungseffekt: Beim zweiten Hören ist er oft schon nicht mehr ganz so lustig, und mit der Zeit nutzt er sich einfach ab. Auch haben Menschen generell ein unterschiedliches Humor-Empfinden. Was die eine zum Brüllen komisch findet, lockt beim anderen nicht mal ein zartes Lächeln hervor.

Beim Lachyoga verzichten wir also auf den „humoristischen Umweg“, heben gleich die Mundwinkel, öffnen den Mund und lachen. (Selbstverständlich ist Lachyoga nicht grundsätzlich frei von Humor! Auch Lachyogis lachen, wenn etwas lustig ist. Wir sind nur nicht darauf angewiesen.) In den oben genannten Untersuchungen wird Lachyoga glücklicherweise auch eingeordnet und findet seinen berechtigten Platz. Ich freue mich sehr darüber, denn ich weiß, dass es vielen Menschen sehr wichtig ist, dass Lachyoga ernst genommen  (im Sinne von „als seriös wahrgenommen“) wird. Mir ist auch klar, dass es in unserer Gesellschaft zur Zeit noch als wichtig gilt, dass „äußere Autoritäten“ eine Sache beurteilen, einordnen und quasi „abnicken“.

Mir selbst reicht meine eigene Erfahrung. Ich könnte hundert Studien lesen, doch kein noch so intensives Eintauchen kann mich spüren lassen, wie mein Körper und die Psyche auf die Übungen reagieren: Wie locker sich die Muskeln hinterher anfühlen, wie weich die Gesichtszüge werden, wie die Augen strahlen, wie viel leichter meine Gedanken sind, wie sehr sich meine Stimmung verändert hat. Für mich ist Lachyoga verkörperte Freude. Aber mir ist auch bewusst, dass man es „missbrauchen“ könnte. Es geht also wie immer um Eigenverantwortung.

 

Die Dosis macht das Gift

Hier geht es jetzt  nicht darum, dass Du eventuell zu viel lachen könntest. Eher um die innere Haltung, die Du beim Lachyoga einnimmst. Es gibt nämlich durchaus Unterschiede. Lässt Du Dich offen und neugierig auf diese Erfahrung ein? Beachtest Du die Grenzen Deines Körpers und Deiner Gedankenwelt, bist bereit, sie ein wenig auszudehnen, achtsam damit zu spielen?  Bist Du in der Lage, unangenehme Gefühle (die sich besonders am Anfang gerne mal einstellen können – Lachyoga kann sich dann peinlich, verkrampft und völlig unnatürlich anfühlen) zu bemerken, zu beobachten, ob sie sich verändern und eine kurze Zeit auszuhalten? Dieses Vorgehen beinhaltet eine Form von Selbsterfahrung, die sehr lehrreich sein kann.

Oder walzt Du alle Grenzen platt, missachtest die Signale von Körper, Seele (und manchmal auch Umfeld), lachst hysterisch und krampfhaft über alles hinweg und lässt nur „positive Gedanken“ zu? Ich habe hier bewusst eine eher drastische Wortwahl genutzt, aber ich denke, Du weißt was ich meine. Dieses Verhalten ist nicht hilfreich, und das Bild, das ich dabei im Kopf habe, ist ein großer Hundehaufen, der mit einer dicken Schicht Glitzer bestreut wird. Das sieht zwar besser aus, ist aber immer noch Scheiße. Und genau dann wird´s toxisch.

Um beim Haufen-Bild zu bleiben: Lachyoga hilft Dir nicht, Glitzer zu streuen (jedenfalls nicht auf solche Haufen – ansonsten ist gegen Glitzer ja nichts einzuwenden, wenn Du ein Faible dafür hast). Mit Lachyoga betrachtest Du den Haufen bewusst (!) aus neuen Blickwinkeln (z.B. humorvoll oder aus der „In jedem Mist steckt Dünger“-Perspektive). Lachyoga kann Dir helfen, einen großen Schritt über den Haufen hinweg oder mehrere leichtfüßige drum herum zu machen und ihn so hinter Dir zu lassen. Vielleicht findest Du lachend auch Wege, den Haufen zur Seite zu räumen, ihn zu entsorgen oder ihn einer neuen Verwendung zuzuführen.

Und solltest Du doch in den Haufen hineintreten (dafür gibt es ja unterschiedliche Gründe), wirst Du mit gutmütiger und liebevoller Unterstützung von Lachyoga Deine Gefühle dazu wahrnehmen, sie eventuell transformieren und einen sanft-heiteren Umgang mit Dir selbst finden. Du siehst den Punkt: Ob Lachyoga toxisch ist oder ein wundervolles Mittel zu Selbsterkenntnis und einem friedlichen Umgang mit Dir selbst und allem, was Dir in der Welt so begegnen kann, liegt an Deinem bewussten Umgang damit.

Ist Lachyoga toxisch?
Lachyoga ist nicht toxisch

Lachyoga ist verkörperte Freude

Wir können mit Hilfe unseres Körpers unsere Stimmung beeinflussen – wie großartig ist das denn?!?! Mir geht es immer darum, Menschen Wege aufzuzeigen, wie sich sich selbst helfen können. Und durch Lachyoga hast Du die Möglichkeit, Selbstwirksamkeit pur zu erleben. Dadurch dass wir den Körper mit einbeziehen, wird die Freude auf so vielen Ebenen wirklich spürbar.

Du aktivierst nicht nur geistige Ressourcen, wie es z.B. bei der Reaktion auf einen Witz geschieht. Beim Lachyoga setzen wir ganz bewusst darauf, die Körperhaltung, öffnende und aufrichtende Bewegungen, anerkennende, freundliche Gesten und eine friedliche, wertschätzende, wohlwollende innere Einstellung zu kombinieren. Zusammen mit der erklärten Absicht zu lachen / lächeln – einfach nur, weil wir es können und wollen – entsteht so eine ganzheitliche Wirkung. In der abschließenden Meditation und Entspannungsphase vertiefe ich gerne dieses neue Bewusstsein. Zum Abschluss eines Lachyoga Workshops verteile ich dann irgendeine Form von Smiley, um die neuen Erfahrungen noch mehr zu verankern und immer wieder daran zu erinnern, wie einfach und wertvoll das Lachen ist – wenn wir es denn anwenden.

Statt den Umständen hilflos ausgeliefert zu sein, bist Du in der Lage, aktiv etwas zu ändern. Die Umstände selbst wirst Du dabei kaum beeinflussen. Doch wie Du auf sie reagierst, liegt in Deiner Macht. Und glaube mir: Noch keine meiner Sorgen, keines meiner Probleme hat sich aufgelöst (was ja ganz praktisch wäre) oder ist massiv schlimmer geworden, nur weil ich mir eine kleine fröhliche Auszeit genommen habe. Dafür habe ich aber immer, wirklich nach jeder Lachyoga-Einheit gespürt, dass ich mich leichter und entspannter fühle. Meine Stimmung ist jedes Mal gehobener als vorher, mein Körper ist lockerer. Meine Probleme und Sorgen sind unverändert, aber ich kann sie aus einer anderen, neuen Perspektive betrachten und mit mehr innerer Kraft, neuem Mut und Zuversicht angehen. Und all das nenne ich zusammengefasst verkörperte Freude.

Um es noch einmal ganz klar zu sagen: Lachyoga dient nicht dazu, Deine Sorgen und Probleme zu leugnen. Du kannst sie damit auch nicht „schönlachen“, aus der Welt schaffen oder wie durch ein Wunder plötzlich lösen. Aaaaaber: Du hast eine reelle Chance, während einer Lachyoga Session positive Erfahrungen zu machen, Dich (und sei es nur für diese kurze Zeitspanne) etwas beschwingter zu fühlen und für eine gewisse Zeit aus dem gedanklichen „Sorgenkarussell“ auszusteigen. Was also hält Dich davon ab, es auszuprobieren? Ich lade Dich herzlich ein, ganz unverbindlich und kostenlos zu unserem Lachtreff in Flensburg zu kommen. Alle Informationen und Termine diesbezüglich findest Du auf meiner Lachyoga-Termin-Übersicht. Wenn Du lieber einen geschützteren und tiefergehenden Rahmen möchtest, melde Dich gerne zu einem meiner Lachyoga Workshops an, auch diese Termine findest Du auf der Übersichts-Seite.

Natürlich kann es sein, dass Du Lachyoga trotz all der beschriebenen Vorteile und meiner Begeisterung einfach blöd findest. Kein Problem, ich mag Dich trotzdem 😀 Mir geht es vor allem darum, klarzustellen, dass die Grenze zwischen „toxischer Positivität“ und wertvoller Ressource auch beim Lachyoga sehr schmal ist. Auf welche Seite Du Dich begibst, hängt stark von Deiner Achtsamkeit und Bewusstheit ab. Wie siehst Du es? Ich freue mich sehr, wenn Du Deine Gedanken und Erfahrungen  in den Kommentaren teilst und wünsche Dir auf jeden Fall viel Freude beim Lachen und Lächeln – (fast) egal, auf welchem Weg Du es erreichst.