Für die kurze Entspannung zwischendurch
Vor einiger Zeit hatte ich eine Zahnbehandlung, die ziemlich unangenehm war und auch noch recht lange gedauert hat. Während dieser Zeit konnte ich mich dabei beobachten, wie ich mich immer wieder anspannte, zusammenzog, verkrampfte. Ich habe mich dann jedes Mal neu ganz bewusst entspannt.
Dass ich am nächsten Tag nicht unter mörderischen Kopfschmerzen und Muskelkater gelitten habe, führe ich auf diese bewusste Entspannung zurück. Und weil ich in vielen Gesprächen erfahren habe, dass es den meisten Menschen so geht, sie aber nicht unbedingt wissen, wie sie die Entspannung bewirken können, habe ich eine Liste zusammengestellt. Hier kommen also 18 Möglichkeiten zur Entspannung für Dich – nicht alle zahnarztstuhltauglich, aber im Alltag gibt es ja auch noch unzählige andere Stressoren.
- atmen
(Wer hätte das gedacht?) Die „Ausrüstung“ dafür hast Du immer dabei, und Du atmest ohnehin immer. Warum dann nicht bewusst? Wenn Du angespannt bist, dann atme einfach mal langsam und lange ein, so dass sich Deine Bauchdecke wölbt. Zähle dann in Gedanken bis eins oder zwei, und dann atme ganz langsam und lange wieder aus.
Ich weiß: Das klingt so simpel, dass Du es vielleicht gar nicht ernst nehmen magst, weil Du es für „Pillepalle“ hältst. Aber vielleicht fällt es Dir in einer entscheidenden Situation dennoch wieder ein, und dann hast Du die Gelegenheit, es auszuprobieren und Dich über die Wirksamkeit des Atems zu wundern. - gähnen
Vielleicht hast oder hattest Du schon mit Pferden zu tun, dann weißt Du wahrscheinlich auch, dass Pferde in Stresssituationen manchmal anfangen zu gähnen, um auf diese Art Stress abzubauen. Bei uns Menschen ist das ähnlich. Ich habe es früher in Therapiesitzungen öfter erlebt, dass mein Gegenüber auf einmal anfing zu gähnen. Vielen Menschen ist das peinlich, weil wir darauf konditioniert wurden, Gähnen als Unhöflichkeit, Müdigkeit, einen Ausdruck der Langeweile anzusehen. Dabei kann es eben auch ein Zeichen sein, dass sich etwas löst, dass Entspannung einsetzt. Also versuche es in stressigen Situationen doch einfach mal mit einem beherzten absichtlichen Gähnen. - lachen
Natürlich musste das jetzt kommen. Als Lachyogalehrerin weiß ich um die entspannende Wirkung des Lachens. Also nutze sie für Dich. (Habe ich auf dem Zahnarztstuhl übrigens auch getan. Wir mussten zwischendurch eine Pause machen, weil ich so gelacht habe und mich erstmal wieder sammeln musste. Es war nur ein winziger Auslöser, der mich zum Lachen gebracht hatte, aber wegen der großen Anspannung hatte das Lachen eine besondere Kraft. Vielleicht kennst Du das aus anderen Situationen, in denen man besser nicht lacht, es sich dann aber besonders schwer unterdrücken lässt…)
Ich besitze einen Stapel witziger Postkarten, die ich gerne durchgucke, um mich zum Lachen / Lächeln zu bringen. Auch habe ich zu diesem Zweck eine Sammlung mit lustigen Sprüchen und Videos auf meinem Handy. Und selbstverständlich kann ich jederzeit auf meinen großen Fundus an Lachyoga-Übungen zurückgreifen. Falls Du Dir auch welche aneignen möchtest, komm einfach mal zum Lachtreff oder zu einem Lachyoga-Workshop. Dort lernst Du das bedingungslose Lachen, was Dein Leben in vielerlei Hinsicht bereichern wird. - schütteln
Hast Du mal die Amseln beobachtet? Die bekommen sich ja gerne mal in die Wolle, und was tun sie, wenn ihre Kämpfe beendet sind? Sie schütteln sich. In Stresssituationen werden im Körper passende Hormone ausgeschüttet, die Dich „kampfbereit“ machen. Wenn Du diese nicht entsprechend verbrauchst / abbaust, kreisen sie noch lange durch Deine Blutbahn, was nicht unbedingt gesundheitsfördernd ist. Also schüttele Dich. Fang an mit einem Arm, nimm den anderen mit dazu, schüttele sie gleichzeitig und abwechselnd. Jetzt mach es genau so mit Deinen Beinen, und zum Schluss schüttele Deinen ganzen Körper. Unterstützend kannst Du Dir dabei vorstellen, was gerade Du alles abschüttelst. - stampfen
Stampfen setzt eine etwas andere Energie frei als das Schütteln. Es ist gezielter, konzentrierter. Atme tief ein, lass in Dir aufsteigen, was Dich stresst und stampfe dann mit aller Kraft auf den Boden. Vielleicht merkst Du auch, dass Du entsprechende Töne dabei machen möchtest. Und natürlich kannst Du stattdessen auch mit der Faust auf den Boden (oder welche Oberfläche auch immer) schlagen. - brüllen
Eine Klientin hat mir vor Jahren mal erzählt, dass sie gerne zum Deich fährt und das Meer anbrüllt. Das finde ich immer noch großartig, und ich gebe diesen Tipp gerne weiter. Falls Du nicht in Schleswig-Holstein lebst, wo wir gleich zwei Meere zur Auswahl haben, kannst Du natürlich auch einfach einen Berg anbrüllen, den Erdboden oder den Himmel. Es geht nur darum, Deine Anspannung rauszubrüllen. Sehr wohltuend, finde ich. - Bewegung
Bei den vorigen Punkten ging es darum, schnell und gezielt Stresshormone abzubauen. Generell ist Bewegung jedoch ein gutes Mittel, um Entspannung zu finden. Das ist dann eine Mischung aus Energie abbauen und den Kopf frei bekommen. Meine Favoriten dafür sind lange Spaziergänge, schwimmen und Fahrradtouren. Vielleicht ist es für Dich Yoga, Kickboxen oder eine Klettertour. Finde es heraus und nutze diese Ressource. - brennende Kerze
Das ist wieder etwas, das ein bisschen schräg klingt, aber tatsächlich hat Feuer auf viele Menschen eine beruhigende Wirkung. Die einfachste Art ist, eine Kerze anzuzünden und die Flamme zu beobachten. Vielleicht hast Du auch einen Ofen / Kamin, den Du dafür nutzen kannst oder eine Feuerschale im Garten. Schau in die tanzende Flamme und genieße die beruhigende Wirkung. Vielleicht fällt Dir auch etwas ein, das Du gedanklich in diese Flammen geben möchtest. Feuer hat ja eine transformierende Wirkung, die Du dafür gleich nutzen kannst. - Hypnose / Fantasiereise
Im Internet findest Du unzählige Angebote in verschiedenen Längen und zu den unterschiedlichsten Themen. Surfe durch Spotify, Youtube oder irgendeine andere Plattform und lass Dich inspirieren. Für eine ganz kurze Auszeit (4:44 Minuten) höre Dir gerne meine Audio „Bad in der Freude“ an. Sie ist als Training / Anregung gedacht und hat deswegen ein leicht höheres Sprechtempo als herkömmliche Entspannungsaudios. Natürlich kannst Du auch einen Termin bei mir buchen und dann hier vor Ort oder online eine ganz persönliche Entspannungshypnose genießen. - Natur
Die Natur hat auf uns Menschen eine ganz besonders entspannende Wirkung. Hast Du die Möglichkeit in einen Wald zu gehen? Dann nutze sie. Atme den Duft zu den unterschiedlichen Jahreszeiten ein, beobachte die Blätter, den Waldboden, die Veränderungen, lausche den Tönen, berühre einen Baum.
Wenn das nicht möglich ist, genieße die Natur in Deiner unmittelbaren Umgebung. Hast Du Bäume, Sträucher andere Pflanzen vor Deiner Haustür oder in Deiner Nähe? Oder Topfpflanzen in Deinem Wohnraum? Bildbände über Pflanzen? Die Möglichkeit, eine Natur-Doku anzuschauen? Bist Du schon einmal völlig in den Anblick einer Pflanze versunken? - Berührung
Manche Menschen sind besonders empfänglich für Berührungen. Wenn Du niemanden zum Kuscheln hast, nimm Dich selbst in den Arm (ja, das wirkt). Vielleicht hast Du ein Haustier, das Du streicheln kannst, oder Du darfst Dir eins von jemandem „ausleihen“. Es gibt auch so viele Arten von Entspannungsmassagen, die Du buchen kannst. Probiere sie aus und finde Deine Lieblingsanwendung. - Erdung
Setze bewusst Deine Füße auf den Boden. Das allein kann schon sehr entspannend wirken. Steigern kannst Du die Wirkung, wenn Du dabei barfuß bist. Vielleicht kannst Du Dich sogar nach draußen begeben und kurz barfuß auf Gras oder Erdboden stehen oder gehen. Erdung ist kein „esoterischer Mist“, inzwischen konnte nachgewiesen werden, dass Erdung / Grounding eine antioxidative Wirkung auf den Körper hat. - Entspannungsverfahren lernen
Nicht jedes Entspannungsverfahren ist für jeden Menschen geeignet. Probiere verschiedene aus, um das für Dich Passende zu finden. Viele Kurse werden sogar von den Krankenversicherungen bezuschusst oder ganz bezahlt. Solche Kurse biete ich nicht an, aber vielleicht magst Du Dich in einer Privatstunde mit unterschiedlichen Möglichkeiten befassen? Egal ob progressive Muskelentspannung, Klopfakupressur, Lachyoga, Jin Shin Jyutsu, Meditation – auch für Dich gibt es den passenden Weg in die Entspannung. - Genuss
Manchmal kann es tatsächlich so einfach sein: Eine Tasse Tee oder Cappuccino, ein Stück Schokolade, eine Schale Pudding, ein Teller mit dem Lieblingsessen. Es gibt nicht umsonst den Begriff „Soulfood“. Es geht um Genuss. Um schöne Erinnerungen und warme Gefühle. Gönne Dir das, was diese Gefühle hervorbringt, genieße es. - kochen / backen
Vielleicht gehörst Du auch zu den Menschen, für die kochen und / oder backen reinste Entspannung bedeutet. Womöglich weißt Du auch noch gar nicht, dass es für Dich so ist. Probiere es aus: Such Dir Rezepte, die Dich ansprechen und leg los. - Geschichten
Mach es Dir im Sessel, im Bett, auf dem Sofa gemütlich und tauche ab in eine schöne Geschichte. Ein Film, ein Buch, ein Podcast – was gefällt Dir am besten? Und lass Dir nichts einreden: Es gibt Menschen, die tatsächlich entspannen, wenn sie Krimis lesen oder Horrorfilme anschauen. Ich bevorzuge da eher Komödien oder ab und zu auch mal richtig kitschige Schnulzen, aber es geht hier ja um Dich und Deine Entspannung. Also tummle Dich in dem Genre, das Dir am meisten Spaß macht. - Rätsel
In unserer Familie wurde immer viel gerätselt. Kreuzworträtsel, Suchrätsel, Zahlenrätsel – was auch immer die Hefte hergaben. Ich selbst löse gerne Sudokus. Ich weiß, es klingt banal und langweilig. Aber hast Du es mal ausprobiert? Vielleicht hast Du jahrelang auf eine super Entspannungsmethode verzichtet… - Gedanken lenken
Dies ist eine Form der Meditation, und ich weiß, dass es vielen Menschen sehr schwer fällt, ihre Gedanken zu lenken. Es gibt viele Möglichkeiten, teste doch einfach mal die ABC-Meditation, die ich Dir hier verlinkt habe. - Düfte
Nutze Deinen Geruchssinn. Natürlich kannst Du auf die klassischen Entspannungsdüfte zurückgreifen wie z.B. Lavendel, Melisse, Vanille und Co. Oft sind es aber auch ganz andere Düfte, die sofortige Entspannung bringen, weil Du sie mit angenehmen Erinnerungen verbindest. Welcher Duft lässt Dich sofort in eine schöne Situation zurückdenken? Besorge Dir einen entsprechend bedufteten Gegenstand oder ein ätherisches Öl und genieße die Wirkung.
Wie steht es um Deine Entspannung?
War etwas für Dich dabei? Nutzt Du einiges von dieser Liste ohnehin schon für Dich? Würdest Du sie noch ergänzen? Lass es mich gerne wissen: Schreibe einen Kommentar oder eine Nachricht über mein Kontaktformular, ich freue mich immer darüber und nehme auch gerne Anregungen auf.
Ich liebe deine Ideen und Anregungen, wie man auch inmitten eines hektischen Alltags Momente der Entspannung finden kann. Besonders die Vorstellung von einem „Mini-Urlaub“ in der Mittagspause hat mir gefallen. Es ist erstaunlich, wie viel Energie und Klarheit man aus nur wenigen Minuten Achtsamkeit schöpfen kann. Alles Gute und weiterhin viele entspannte Momente im Alltag!
Herzliche Grüße,
Riccarda
Vielen Dank, Riccarda!
Genau das ist auch meine Erfahrung: Eine kurze Pause im Alltag kann ungeahnt viel Kraft bringen.
Ich freue mich, dass Du etwas für Dich mitnehmen konntest 😀